1. Warum Selbstmanagement?
Ständiger Termindruck im Beruf, nicht ausreichende Zeit für Privates und Persönliches sind die häufigsten Gründe dafür, dass jemand Rat und Hilfe bei den Methoden und Instrumenten des Selbstmanagements sucht. "Keine Zeit" ist aber nur das Symptom, nicht die Ursache des Problems. Diese liegt im Menschen selbst, in seiner Natur und seinen Gewohnheiten.
Sei es Neugier, Angst vor Misserfolg, Perfektionismus, das Streben, es allen recht zu machen, Misstrauen, Stolz auf eigene Fähigkeiten, der Versuch, niemandem weh zu tun, Ehrgeiz oder die allzu menschliche Neigung, kurzfristigen Belohnungen den Vorrang gegenüber dem Erreichen langfristiger Ziele zu geben: All diese Tendenzen stellen eine Gefahr für die sinnvolle Nutzung der Zeit dar.
Ein weiterer Grund liegt in Veränderungen der Umwelt. Angesichts zunehmender Anforderungen der Arbeitswelt und steigender Komplexität der modernen Gesellschaft sind spontane, reagierende Verhaltensweisen kaum ausreichend, um Übersicht und das Gefühl von Kontrolle und Kompetenz zu schaffen bzw. zu erhalten. Ohne professionelles Selbstmanagement wird der Stress zum ständigen Begleiter.
2. Was ist Selbstmanagement ?
Selbstmanagement ist sowohl eine Philosophie als auch eine Sammlung von Strategien und Methoden. Als Philosophie bedeutet es eine aktive, individuelle Verantwortung übernehmende, gestaltende Haltung zu den Dingen des Lebens einzunehmen. Das heißt, es findet eine Bewegung von der äußeren Beeinflussung zur inneren Kontrolle eigenen Handelns statt. Sprachlich weniger geläufig, aber im philosophischen Licht betrachtet besser ist der Begriff "Selbstführung" (Self-Leadership).
Auf der praktischen Ebene versteht man mit Selbstmanagement eine Vielzahl von Strategien, sich selbst zu beeinflussen. Selbstmanagement ist alles das, was Menschen tun, um sich selbst zu managen. Alle Strategien und Methoden des Managements anderer lassen sich grundsätzlich auch zum Zweck des Selbstmanagements nutzen. Andersherum gilt : Alle Strategien und Methoden bzw. Voraussetzungen für gutes Management.
Eine gute Unternehmenskultur ist immer auch eine Selbstmanagement-Kultur. Aufgabe von Führungskräften ist es, das Selbstmanagement von Mitarbeitern, vor allem solchen mit Führungsaufgaben, zu fördern. Für diese Fähigkeiten von Führungskräften wurde der Begriff "Super-Leadership" geprägt.
Jede Form von Management dient dazu, Ziele zu erreichen, Erfolg zu haben. Dies ist auch der Zweck von Selbstmanagement. Es ist der aktive, zukunftsorientierte Einsatz von Methoden und Instrumenten, um
1. Übersicht zu gewinnen; um auf dieser Basis
2. Ziele auszuwählen und zu realisieren, d.h. effektiv zu sein; und um
3. die knappe Zeit ökonomisch zu nutzen, d.h. effizient zu sein.
Ziel ist es - die richtigen Dinge zu tun,
- die Dinge richtig zu tun,
- die Dinge wirklich zu tun.
Aus der Vielzahl von Strategien und Methoden des Selbstmanagements lassen sich einige übergeordnete Prinzipien oder grundlegende Schritte ableiten. Diese sind :
1. Ziele setzen / Hauptaufgaben erfassen
2. Übersicht schaffen
3. Prioritäten setzen
4. Tagesplanung machen
5. schriftlich planen
Bevor diese näher erläutert werden, soll noch ein Blick auf die populäre Variante des Selbstmanagements, das sog. Zeitmanagement, geworfen werden. Hierzu ist eine kurze Betrachtung des Phänomens "Zeit" hilfreich.
3. Zeit- und Selbstmanagement
Was ist Zeit ? Dieser bisher trotz aller Anstrengungen nicht befriedigend beantworteten Frage soll hier nicht nachgegangen werden. Wichtig ist hier, welche Funktion oder Bedeutung Zeit hat.
Die Fähigkeit, Zeit zu messen, liefert die Voraussetzung dafür, das Zusammenleben der Menschen zu strukturieren, zu koordinieren, zu organisieren. Miteinander arbeiten, essen, sprechen, usw. setzt voraus, dass Ort und Zeitpunkt vereinbart und eingehalten werden. Da Zeit in diesem Zusammenhang von allen gleich verstanden und genutzt wird, spricht man von Weltzeit, die mit Kalender und Uhr erfasst wird.
Auf diese Vorstellung bzw. Funktion von Zeit beziehen wir uns, wenn wir von Zeitmanagement sprechen. Zeitmanagement umfasst dann alle Aktivitäten, die auf der Basis der Weltzeit unter Nutzung von Instrumenten wie Kalender und Uhr Handlungen von Personen aufeinander abstimmen oder die eigenes Handeln über der Zeitachse strukturieren.
Der Begriff Zeitmanagement wird hierüber hinaus häufig in einem erweiterten Umfang benutzt. Man fasst dann hierunter solche Aktivitäten zusammen, die als Antwort auf die Knappheit der Zeit ergriffen werden. Zeit wird als Ressource verstanden, die wie alle knappen Mittel ökonomisch zu verwenden ist.
Die Knappheit der Zeit ergibt sich zum einen aus der Endlichkeit menschlichen Daseins und dem Wissen hierum. Zum anderen ist die Zahl der Handlungsmöglichkeiten, die sich einem Individuum in seinem Leben bieten, unverhältnismäßig größer als die Zahl der Handlungen, die in der zur Verfügung stehenden Zeit realisierbar sind. Da zudem der Mensch über die Freiheit der Wahl verfügt, folgt aus diesen Grundbedingungen menschlicher Existenz die Notwendigkeit, auszuwählen. Der Mensch muss wollen !
Dies ist nicht immer einfach, da sich für eine Sache entschließen gleichzeitig heißt, andere erstrebenswerte Dinge auszuschließen.
Diese Betrachtung lässt sich auf den Tag, die gängigste Zeiteinheit für Planungszwecke, übertragen. Er hat eine unveränderbare Dauer von 24 Stunden und das Individuum steht vor der Notwendigkeit, sich zu entscheiden, welche Handlungen realisiert werden sollen und welche nicht.
"Keine Zeit zu haben" heißt angesichts dieser Situation tatsächlich, dass man mehr Handlungen realisieren will als in 24 Stunden möglich ist. Das Problem ist also nicht die unveränderbare Zeit, sondern eine offensichtlich unzureichende Zielsetzung. Im Mittelpunkt des Interesses müssen die Ziele stehen, nicht die Zeit. Die zeitliche Komponente ist ein unerlässliches Element von Zielen, bleibt aber eine Bedingung. Ihre besondere Bedeutung erhält sie durch die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu anderen Bedingungen wie Budget, Energie, Personal usw. in keiner Weise verändert, nicht gemanagt werden kann.
Statt von Zeitmanagement spricht man im Rahmen dieser Überlegungen daher besser von Zielmanagement, das ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Element des Selbstmanagements ist.